Gedanken zu Leben und Tod

(zum frühen Hinschied meiner Schwester)

Das Loch - das der Tod eines Menschen bei den Hinterbliebenen hinterlässt, schmerzt. Es wirkt uns bedrohlich, wir empfinden es als einen Fehler. Es sollte nicht sein.
Doch dieses Loch bietet auch die Chance, dass wir es wieder neu füllen. Mit neuem Leben, mit neuen Beziehungen. Es ist wie ein frisch gepflügter Acker in den wir bloss zu säen brauchen. Wenn wir uns aber ob der Fruchtlosigkeit des gepflügten und unbesäten Ackers grämen, dann wird er für immer so bleiben, zerbröseln und zerfallen.

Der Tod und das Sterben
Wenn wir den Tod als eine Geburt in ein anderes Leben betrachten, dann bekommt auch das Sterben eine andere Bedeutung. Da Sterben oft mit Leiden und Schmerzen begleitet ist, so könnte man dies doch auch als Geburtswehen hin auf die Geburt in das Lichtreich sehen. Auf diese Weise bekommt das Sterben eine völlig andere Bedeutung. Es nimmt nicht den Schmerz weg, aber die Hoffnung darin macht es leichter ihn zu ertragen.

Die Ungewissheit
Die Angst vor dem Tode rührt vermutlich nicht bloss davon her, dass wir alles Gewohnte und Liebgewonnene loslassen müssen. Ich sehe auch die Angst vor dem Ungewissen, Unbekannten. Wir haben keine Bilder von der Welt in welche wir danach gelangen und so herrscht in unserer modernen Kultur auch oft die Angst vor dem absoluten Nichts. Aber vielleicht soll das so sein, da wir ansonsten in der Erwartung dieser wundervollen neuen Welt dieses Leben allzu oft frühzeitig verlassen wollten.

Die Ahnengalerie
Wenn ich mir überlege, dass ein ganzes gelebtes Leben mit seinen Millionen Facetten nun auf ein paar Bilder reduziert wird, dann ist das irgendwie erschreckend. Doch das Leben dient wohl nicht dazu, ein Archiv an abrufbaren Erinnerungen aufzubauen. Viel mehr ist das Leben selbst Sinn und Zweck. Es ist also nicht das Ziel das zählt, es ist der Weg. Und wenn wir am Schluss unseren Lebensteppich betrachten, dann zählen wir nicht die Knoten, sondern wir nehmen diesen leuchtenden Teppich als Ganzes wahr.
Und zudem ist eine Ahnengalerie noch immer irgendwie lebendiger als ein kalter Stein auf einem Grab.

Bär